Neuer DIW-Chef fordert Souveränitätsverzicht der Staaten und eine „Vision für Europa“. - Nötig sei eine engere europäische Koordination der Wirtschafts- und Finanzpolitik. So könne man mittelfristig den „Geburtsfehler des Euro“ beheben.
Der künftige Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, hat in seinem ersten Interview zu mehr Integration in Europa aufgerufen. „Woran es fehlt, ist eine gemeinsame, langfristige Vision für Europa“, sagte Fratzscher gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z. / Freitagsausgabe).
Nötig sei eine engere europäische Koordination der Wirtschafts- und Finanzpolitik. So könne man mittelfristig den „Geburtsfehler des Euro“ beheben. Der 41 Jahre alte Makroökonom Fratzscher, der derzeit noch Abteilungsleiter bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist, räumte aber ein, dass niemand genau wisse, wie die Euro-Krise zu lösen sei.
Um Fehlentwicklungen künftig zu vermeiden, sei ein Souveränitätsverzicht der Staaten notwendig. Sie müssten einen Teil ihrer wirtschafts- und finanzpolitischen Autonomie verlieren. In der aktuellen Krisensituation müssten die angeschlagenen Länder die versprochenen Reformen umsetzen.
„Das ist das A und O“, sagte Fratzscher. Zudem müssten sie am Sparkurs festhalten, obwohl sie in Rezessionen sind. Derzeit mangele es vor allem am Vertrauen der Investoren und der Finanzmärkte, sagte Fratzscher der F.A.Z. Dieses könne nur durch entschlossene Reformen zurück gewonnen werden.