Deutsche Konzerne schlagen wegen Pensionslasten Alarm. Milliardenlücke bei der betrieblichen Altersvorsorge wegen der Niedrigzinsen immer größer. „Die Pensionsverpflichtungen sind ein Riesenproblem für viele Unternehmen“.
Das Dauertief bei den Zinsen lässt die Pensionslasten für Unternehmen in Deutschland und Europa gefährlich anwachsen. Topmanager von DAX-Konzernen sind deswegen zunehmend alarmiert. „Die Pensionsverpflichtungen sind ein Riesenproblem für viele Unternehmen“, sagte Jörg Schneider, Finanzchef des Rückversicherers Munich Re, der Financial Times Deutschland (Dienstagausgabe). „Sollte die Niedrigzinsphase länger andauern, kann das zu einer ernsten Herausforderung werden“, warnte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser.
Insgesamt 17 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland haben eine betriebliche Altersvorsorge. In den Pensionskassen der Firmen klaffen schon länger Milliardenlücken. Durch die niedrigen Zinsen haben sich diese zuletzt allerdings stark ausgeweitet. Nach Berechnung der Beratungsfirma Mercer haben die Gesamtverpflichtungen aller 30 DAX-Konzerne infolge der Niedrigzinsen seit Jahresbeginn um gut 40 Mrd. Euro auf fast 300 Mrd. Euro zugenommen. Die Beratung Towers Watson kommt auf einen Zuwachs um 22 Mrd. Euro auf 281 Mrd. Euro. Dem steht nur ein dafür reserviertes Anlagevermögen von 174 Mrd. Euro gegenüber. Insgesamt deckten die DAX-Konzerne ihre Pensionsverpflichtungen derzeit zu 62 Prozent mit Kapitalanlagen ab, so Towers Watson. Zu Jahresbeginn waren es noch 66 Prozent. Für die Lücke haften die Firmen mit ihrer Bilanz.
Schnelle Entlastung ist nicht in Sicht: „Wir rechnen damit, dass das Niedrigzinsumfeld mittelfristig anhalten wird“, sagte Towers-Watson-Experte Thomas Jasper. Pensionskassen wie Lebensversicherer tun sich schwer, mit ihren Kapitalanlagen ausreichend Rendite zu erwirtschaften. „So sinken beispielsweise die Zinssätze für unsere konservative Geldanlagepolitik gegen null“, sagte Bernhard Düttmann, Finanzvorstand des Chemiekonzerns Lanxess.