Spanien hat höchste nachgewiesene Arbeitslosenquote der Welt. ILO erwartet nur langsam sinkende Jobkrise in Südeuropa. Und Besserung ist nicht in Sicht: „Selbst wenn die Euro-Krise in den kommenden Monaten nicht eskaliert, wird die Arbeitslosigkeit in den Euro-Südländern in den nächsten Jahren nur sehr langsam sinken.
Südeuropa leidet unter der höchsten nachgewiesenen Arbeitslosenrate der Welt. Das geht aus einer Länderanalyse hervor, die die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) auf der Basis ihres globalen Beschäftigungsberichts exklusiv für die Financial Times Deutschland (Montag) angefertigt hat. Nach den ILO-Daten liegt die Erwerbslosenquote in Spanien und Griechenland mit 24,5 beziehungsweise 22,3 Prozent höher als in allen Ländern, für die international vergleichbare Daten vorliegen.
Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit zählen die Südeuropäer weltweit zu den traurigen Schlusslichtern. Und Besserung ist nicht in Sicht: „Selbst wenn die Euro-Krise in den kommenden Monaten nicht eskaliert, wird die Arbeitslosigkeit in den Euro-Südländern in den nächsten Jahren nur sehr langsam sinken“, sagte Ekkehart Ernst, Chef der ILO-Prognosabteilung, der FTD.
Der Uno-Ableger erhebt Jobzahlen für 178 Staaten rund um den Globus. In etwa 50 davon führt die ILO Umfragen in der Bevölkerung durch, um die Ergebnisse international vergleichbar zu machen. Diese Zahlen sind statistisch belastbar. Für viele afrikanische, karibische und lateinamerikanische Staaten besitzt die ILO dagegen nur – teils grobe – Schätzungen. Doch selbst hier gibt es nur wenige Länder, in denen prozentual mehr Menschen ohne Job sind als in Griechenland oder Spanien: etwa in Namibia.
Die Zahlen belegen, wie eklatant die Verantwortlichen von IWF, EU und EZB die negativen Effekte der Sparprogramme auf die Konjunktur und die Jobentwicklung in den betroffenen Ländern in der Vergangenheit unterschätzt haben. Noch im Herbst 2010 hatte der IWF prognostiziert, dass die Erwerbslosigkeit in Griechenland 2012 bei knapp 15 Prozent liegen und bis 2015 auf gut 13 Prozent sinken werde.
Demgegenüber fallen die ILO-Vorhersagen viel pessimistischer aus. Die Fachleute erwarten, dass 2015 in Griechenland noch immer 20,3 und in Spanien 23,4 Prozent der Erwerbsbevölkerung ohne Job sein dürften. Besonders die Jungen spüren die Rezession. Nach ILO-Auswertung sind heute 55 Prozent der unter 24-jährigen Griechen ohne Job, in Spanien liegt die Quote bei 53,2 Prozent – und bis 2015 werden sie demnach noch immer bei etwa 50 Prozent notieren. Selbst im Nahen Osten, wo die Jugend wegen der hohen Arbeitslosigkeit rebellierte, sind die Zahlen nicht so schlecht.



