Der SPIEGEL greift die Deutsche Bank an. Die Probleme des deutschen Bankenprimus sind der Aufmacher in der neuen Ausgabe. Untertitel: "Eine Institution ruiniert ihren Ruf".
Der Co-Chef der Deutschen Bank Jürgen Fitschen hat sich in einem Anruf beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier über den massiven Einsatz der Staatsanwaltschaft während der Razzia am vergangenen Mittwoch beschwert, das berichtet der SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe.
Es habe eine verheerende Wirkung auf das Außenbild des größten deutschen Kreditinstituts, wenn Bilder und Berichte von bewaffneten Polizisten in der Bank um die Welt gingen, sagte Fitschen in dem Telefonat. Das mache es nicht leichter, im Ausland die besten Mitarbeiter für die Bank zu gewinnen. Bouffier antwortete ihm, es sei aus seiner Sicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft, den Umfang und die Details solcher Einsätze festzulegen, da könne er sich nicht einmischen.
SPD-Chef Sigmar Gabriel verteidigte gegenüber dem SPIEGEL das Vorgehen der Staatsanwälte mit den Worten, es sei "ein richtig gutes Zeichen, dass die Staatsanwälte ohne Ansehen von Person oder großen Namen ermitteln". Man müsse den Banken zeigen, dass "sie sich im Irrtum befinden, wenn sie denken, sie stünden oberhalb des Gesetzes".
Auch Grünen-Chef Jürgen Trittin griff Bank hart an. "Die Deutsche Bank hat sich immer gerühmt, keine Staatshilfe angenommen zu haben. Jetzt hilft ihr die Staatsanwaltschaft bei der Offenlegung möglicher krimineller Machenschaften." Fitschen und Jain seien bisher an dem Anspruch gescheitert, einen Kulturwandel einzuleiten. "Der Fisch stinkt vom Kopf her. Das gilt auch für die Vorstandsetage der Deutschen Bank."
Daten vernichtet?
Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft erhebt in der Affäre um betrügerischen Handel mit CO2-Zertifikaten schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bank. Mitarbeiter des Kreditinstituts sollen in großem Stil Daten vernichtet oder den Ermittlern vorenthalten haben, berichtet das Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL.
Nach einer Razzia im Frühjahr 2010 hatten die Behörden den Konzern aufgefordert, umfangreiche Dokumente rund um 40 Mitarbeiter zu liefern, um zu klären, inwieweit die Bank an einem Umsatzsteuerkarussell beteiligt war. Laut Staatsanwaltschaft haben Beschäftigte der Bank die angeforderten Daten jedoch absichtlich verzögert und unvollständig gesichert an die Behörden übergeben, so der SPIEGEL weiter.
20.000 E-Mails seien gelöscht worden, zu neun Mitarbeitern habe die Bank überhaupt keine E-Mail-Konten übergeben. Auch seien bei allen E-Mail-Konten Mails entgegen der Versicherung der Bank vor der Übergabe an die Ermittler noch einmal geöffnet worden. Das geht aus einem Beschluss der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hervor.
Die Aktion hatte unter anderem wegen des ungewöhnlich massiven Vorgehens der Staatsanwaltschaft für Aufsehen gesorgt. Co-Chef Jürgen Fitschen sagte, er halte das Vorgehen der Behörden "in Teilen für überzogen".
Auch die Commerzbank geriet bereits ins Visier des Fiskus, weil die Dresdner Bank, die sie 2009 kaufte, dubiose Aktien-Geschäfte rund um Dividendentermine tätigte. Wegen solcher Praktiken fand auch bei der HypoVereinsbank eine Razzia statt.