Helmut Kohl ist angeblich bis 1998 Kanzler geblieben, weil er daran zweifelte, dass sein potentieller Nachfolger Wolfgang Schäuble die Einführung des Euro durchsetzen würde. Andere Spitzenpolitiker bezeichnete er als „korrupt“, „verlogen“ oder „antisemitisch“.
Helmut Kohl ist nach eigener Darstellung bis 1998 Kanzler geblieben, weil er daran zweifelte, dass sein potentieller Nachfolger Wolfgang Schäuble die Einführung des umstrittenen Euro durchsetzen würde: „Das hätte der nicht gepackt.“ Schäuble habe es an „Potenz“ gemangelt, schreibt der SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe. Dabei hatte Kohl nach eigener Aussage ursprünglich Schäuble als Nachfolger vorgesehen. Allerdings sei er in der schwarz-gelben Koalition „damit weitgehend allein“ gewesen. Er habe es deshalb für möglich gehalten, dass Schäuble in einer geheimen Abstimmung nicht genug Stimmen für die Kanzlermehrheit bekommen würde. Vor den Bundestagswahlen 1998 hatten viele in der CDU erwartet, dass Kohl abtreten und Platz für Schäuble machen würde.
Die Äußerungen Kohls stammen aus einem Interview, das ein Doktorand 2002 mit ihm führte und aufzeichnete. In dem Interview äußerte sich Kohl abfällig über zahlreiche an- dere Spitzenpolitiker. Er bezeichnete den Ex-Präsidenten Richard von Weizsäcker als einen „der größten Anpasser in der Geschichte der Republik“ und die Liberale Hildegard Hamm-Brücher als „schreckliche Dame aus München, die wie eine Halbwilde durch die Gegend geifert“. Der Grünen-Politiker Joschka Fischer sei „zutiefst antisemitisch“, der langjährige CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep „korrupt“ und der Ex-Minister Burkhard Hirsch (FDP) „hinterhältig, verlogen und scheinheilig“.