Finanzaufseher des Vatikans kündigt Abkommen mit mehreren europäischen Staaten an. Ermittlungen gegen inhaftierten Chefbuchhalter kommen voran.
Die Finanzaufsicht des Vatikans verstärkt ihre Bemühungen, mit den Ungereimtheiten bei der Vatikanbank IOR aufzuräumen. René Brülhart, Chef der Financial Intelligence Authority (AIF), erklärte gegenüber der "Welt", dass in den nächsten Wochen bilaterale Abkommen mit mehreren größeren europäischen Ländern der G-20-Staaten geben wird.
Ob auch Deutschland dabei ist, wollte der Finanzaufseher des Vatikans noch nicht bestätigen. Mit den Abkommen soll die Zusammenarbeit bei der Aufklärung in Sachen Geldwäsche und Steuerhinterziehung verbessert werden. Auch das schwierige Verhältnis zur italienischen Zentralbank soll verbessert werden. "Es braucht jetzt ein vernünftiges nachbarschaftliches Verhältnis, das dann auch gelebt wird und von gegenseitiger Transparenz gestützt wird", sagte Brülhart. "Diesbezüglich sind wir auf einem guten Wege."
Brülhart sagte außerdem, dass die Ermittlungen gegen Nunzio Scarano, den ehemaligen Chefbuchhalter der vatikanischen Vermögensverwaltung, vorankommen. "Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es nach einem möglichen Wirtschaftsvergehen", sagte Brülhart. In der vergangenen Woche waren erstmals in der Geschichte des Geldhauses Konten eingefroren worden – und zwar die des mittlerweile inhaftierten Prälaten Nunzio Scarano, der an einer Transaktion von 20 Millionen Euro Bargeld aus der Schweiz nach Italien beteiligt gewesen sein soll. Weitere Aktionen dieser Art schloss Brülhart nicht aus.
"Sollte es Anlass dafür geben, werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen." Auch die jüngsten Rücktritte des Generaldirektors Paolo Cipriani und des Vize-Generaldirektors Massimo Pulli sieht er als Ergebnis seiner Arbeit. "Man kann sagen, das System funktioniert. Der Rücktritt des Bank-Managements kann als eine logische Konsequenz gesehen werden", sagte Brülhart.