Vor fünf Jahren ging Lehman pleite. Schockwellen schlugen durch das Finanzsystem. Es drohte der völlige Kollaps. Und wie sieht es heute aus? Ist die Gefahr gebannt oder lauert demnächst noch eine viel schlimmere Katatstrophe.
Von Michael Mross
Vor fünf Jahren ging bei Lehman das Licht aus. Die Folgen sind bekannt. Nun beeilen sich Medien Entwarnung zu geben. Die Banken seien allgemein besser gewappnet gegen neue Verwerfungen im Finanzsystem. Natürlich alles Lüge, nichts als Beschwichtigung.
Niemals war das globale Finanzsystem anfälliger als heute. Das weiß jeder, der einmal in die Tiefen des Geldsystems eingedrungen ist. Das einzige, was heute besser funktioniert ist das Vertuschen. Doch Lügen haben bekanntlich kurze Beine.
In der Zwischenzeit sind in den USA rund 500 Banken bankrott gegangen. Kleine, große, und Mega-Finanzkonzerne, wie Lehman eben. Doch auch die anderen standen auf der Kippe und konnten nur mit Müh und Not gerettet werden. Beispiel: Citibank, AIG.
Der Bankrott einer Bank müsste eigentlich gravierende Konsequenzen haben. Nicht so in den USA. Dort geht eine Pleitebank einfach und geräuschlos im nächst größeren Institut auf. Damit ist natürlich kein Problem gelöst - aber es macht keinen Krach.
Doch die Billionen-Schulden, welche insgesamt die kleineren Institute gekillt hatten und welche jetzt bei den größeren Instituten lagern, sind selbstverständlich nicht weg. Genauso wenig, wie das Schuldenproblem auf dem Globus überhaupt gelöst ist. Die Schulden sind immer noch da - und sie wachsen. Sie sind sogar derzeit bedeutend größer als 2008.
Und darin liegt das Problem: Wenn die nächste Bombe denotiert, dann droht der totale Kollaps. Und das ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Finanzinstitute waren noch nie maroder als jetzt. Man sieht es besonders in der Eurozone. Die Verstaatlichung aller Banken steht demnächst an. Ob es gelingt, bleibt fraglich. Die Notenbanken werden wahrscheinlich in einem letzten Akt dann die Druckerpressen heiß laufen lassen. Aber das wird dann auch nichts mehr nutzen.
Selbst die Bundesbank ist beunruhigt und gibt keinen Grund zur Entwarnung. "Wenn es also morgen ein 'Lehman 2.0' geben würde, was ich nicht sehe, hätten wir die Instrumente, die wir konzeptionell entwickelt haben, noch nicht in den Händen, um Banken weltweit wirkungsvoll abzuwickeln", sagte kürzlich Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret der Nachrichtenagentur Reuters.
"Wir haben durch eine Reihe auch unkonventioneller Maßnahmen vor allem Zeit gekauft", betonte der Bundesbanker. "Deshalb haben wir derzeit Ruhe auf den Finanzmärkten. Das muss aber nicht immer so bleiben." Die grundlegenden Probleme, etwa die hohe Verschuldung einger Eurostaaten, die enge Verzahnung von Staaten und Banken sowie die Folgen eines Zusammenbruchs grosser Geldhäuser seien alles andere als gelöst.
Eine Zahl ist dabei besonders alarmierend: Die globale Verschuldung (öffentlicher und privater Sektor) ist auf 223 Billionen Dollar gestiegen. Das berichtet das Wall Street Journal. Das entspricht 313% der globalen Bruttoinlandsprodukts. Die Welt insgesamt ist also in bedeutend schlechterem Zustand als Griechenland. Und was das bedeutet, dürfte allgemein bekannt sein.
Fünf Jahre nach Lehman: Es wurde lediglich Zeit gekauft. Sonst nichts. Die Schuldenbombe tickt weiter. Und sie wird mit Sicherheit explodieren. Die Sprengkraft wird jedoch bedeutend vernichtender sein als noch 2008.
Die bittere Realität, die noch auf uns wartet, formuliert Ludwig von Mises so:
„Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll“.



