Zehn Buchstaben, drei Wörter, ein Streit. – Der Kampf um den prestigeträchtigen Namen „Rock am Ring“ geht in die letzte Runde
Erste mündliche Verhandlungen liefen schon über die Bühne, eine Entscheidung im Rechtsstreit um den Namen „Rock am Ring“ soll am 30. Juni gefällt werden, ein Monat nachdem 80.000 Besucher zum letzten Mal das Rock am Ring-Festival in der bisherigen Konstellation der Veranstalter feierten. Ab nächstem Jahr soll das neue Festival Grüne Hölle auf dem Nürburgring stattfinden. Grund hierfür ist, dass zwischen dem neuen Eigner des Nürburgrings, Capricorn, und dem Rock am Ring-Veranstalter Marek Lieberberg keine Einigung für eine Vertragsverlängerung zustande kam. Aus diesem Grund plant Lieberberg, das traditionsreiche Festival an einer anderen Location stattfinden zu lassen. Hierfür sieht er das JHQ-Gelände in Mönchengladbach, einen ehemaligen militärischen Stützpunkt, als Option für Rock am Ring 2015. Weiterhin zur Auswahl steht das nur 30 Kilometer weit vom Nürburgring entfernte Gelände des Flughafen Mending.
Neuer Eigner des Nürburgrings klagt gegen Veranstalter Lieberberg
Ob es zu einer Umsetzung von Lieberbergs Plänen kommt, ist jedoch fraglich, denn Capricorn, der Insolvenzverwalter und neue Eigner des Nürburgrings, hat eine einstweilige Verfügung gegen Veranstalter Lieberberg ausgesprochen. Diese besagt, dass Lieberberg und dessen Konzertagentur ohne Zustimmung der Nürburgring GmbH kein Festival mit dem Titel Rock am Ring an einem anderen Standort als dem Nürburgring ausrichten darf; dieses noch nicht einmal ankündigen oder bewerben dürfte. Der Streit spitzte sich so zu, dass er am 30. Juni vor Gericht geht, denn der Kläger will dem Konzertveranstalter die alleinigen Rechte an dem wertvollen Namen absprechen. Die Nürburgring GmbH behauptet, dass Lieberberg vermehrt falsche Behauptungen in den Medien aufgestellt habe und so dem Image des Nürburgrings Schaden zugefügt habe. Lieberberg vertritt eine andere Ansicht. Er betont, dass er sich mit allen möglichen rechtlichen Mitteln gegen Vorwürfe und Anklagen wehren werde und dass er der Überzeugung sei, dass die Fakten im Endeffekt für ihn sprechen würden. Dennoch geht er mit seiner Wortwahl vorsichtig um. Bei einer Podiumsdiskussion in Mönchengladbach sprach er nicht von „Rock am Ring“, sondern von „Rock im JHQ“. Es ist anzunehmen, dass er zu diesem Zeitpunkt schon von der Klage gegen ihn wusste.
Die Rechte für den Namen „Rock am Ring“ liegen auf beiden Seiten
Die Sachlage ist theoretisch eindeutig, denn wie Lieberberg hat auch die Rennstrecke Rechte an dem Namen. 1985 wurde Rock am Ring gemeinsam von der Nürburgring GmbH und der Konzertagentur MaMa, bei der Lieberberg damals Mitgesellschafter war, gegründet. In einer Vereinbarung heißt es, dass die Veranstaltung Rock am Ring nur dann an einer anderen Veranstaltungsstätte stattfinden darf, wenn beide Seiten dem zustimmen. Wie das Endergebnis des Rechtstreits aussieht, ist noch unklar. Momentan erheben nur Lieberberg auf der einen und der Nürburgring und Capricorn auf der anderen Seite Anspruch auf den Namen. Hinzukommen könnte noch der Veranstalter des Festivals Grüne Hölle, das ab kommendem Jahr auf dem Gelände an der Eifel ausgetragen wird. Dann würde Rock am Ring am gleichen Ort bestehen bleiben, der Veranstalter Lieberberg wäre jedoch raus.
Ein Festival schreibt Geschichte – und macht Umsatz
Doch warum so viel Aufruhr um drei Wörter, zehn Buchstaben? Rock am Ring ist über die Jahre eine bekannte Marke geworden, die seit 29 Jahren besteht. Jährlich reißen sich mehrere Tausend Fans um die begehrten Tickets. Laut Live-Bericht des Musiknewsportals Ampya toppte Rock am Ring dieses Jahr seinen Konkurrenten in Scheeßel, das Hurricane-Festival, mit 10.000 zusätzlichen Besuchern. Mit dem Namen Umsatz zu machen, liegt auf der Hand. Zudem hat Lieberberg angekündigt, dass er „sein“ Rock am Ring in Mönchengladbach parallel am Pfingstwochenende zum Zeitpunkt des Festivals Grüne Hölle veranstalten wollen würde. Ein weiterer Nachteil für die Nürburgring-Betreiber wäre, wenn Lieberbergs neues Festival auf dem nahegelegenen Flugplatz in Mending gehalten werden würde. Das Risiko, dass potenzielle Besucher sich vom Nürburgring abwenden und Veranstalter Lieberberg in den Nachbarort folgen, wäre groß. Der Konkurrenzkampf in der Festival-Szene spitzt sich zu. Eine Entscheidung wird am 30. Juni fallen.
Infobox zu Rock am Ring
| Veranstaltungsort | Gelände des Nürburgrings |
| Gegründet | 1985 |
| Besucherrekord | 87.000 im Jahr 2013 |
| Zwillingsfestival | Rock im Park, München |
| Skurrilstes Verbot | Mitbringen von Sperrmüll |
| Praktisch | mehrere Geldautomaten |
Video Lieberberg verabschiedet sich



