Was wünscht sich ein in Deutschland ansässiger Unternehmer aus der Industrie, der für den Weltmarkt produziert? 1. Der Euro sollte schwach sein. 2. Öl sollte billig sein, damit m...
Von Claudio Kummerfeld
Was wünscht sich ein in Deutschland ansässiger Unternehmer aus der Industrie, der für den Weltmarkt produziert? 1. Der Euro sollte schwach sein. 2. Öl sollte billig sein, damit man günstig produzieren und transportieren kann. 3. Die Zinsen sollten möglichst niedrig sein, damit man seine Produktion zu möglichst niedrigen Zinsen vorfinanzieren kann.
Billiger Euro
Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar seit Mai 2014 sagenhafte 28 cents abgewertet. Außereuropäische Kunden können immer günstiger in Euro abgerechnete Produkte kaufen. Derjenige profitiert am meisten, der viel exportiert. Wie wir am 27.01.2015 berichteten, nehmen die Beschwerden von amerikanischen Unternehmen immer mehr zu, dass Ihnen durch die Dollar-Stärke/Euro-Schwäche die Gewinne wegbrechen. Der Effekt funktioniert natürlich auch spiegelverkehrt.
Billiges Öl
Der Ölpreis hat sich im letzten Jahr kontinuierlich verbilligt, quasi halbiert. Gerade Länder mit viel Im- und Export, mit intensiver Industrieproduktion sind auf günstigen Treibstoff angewiesen. Zwar müssen Europäer das Öl de facto in US-Dollar kaufen und durch den stärkeren US-Dollar real mehr zahlen, aber der Ölpreis ist 50 % gefallen, während der Euro “nur” 20 % gegenüber dem US-Dollar abwertete. Real gesehen immer noch ein riesiger Vorteil für europäische Produzenten.
0 % Zinsen
Der deutsche Staat kann sich de facto zum Nulltarif verschulden. Finanzminister Schäuble hat die schwarze Null im Bundeshaushalt wg. der guten Wirtschaft und daraus resultierenden hohen Steuereinnahmen, Sparanstrengungen im Haushalt, aber vor allem wg. den enormen Zinseinsparungen erreicht, die bei den deutschen Staatsanleihen erzielt wurden. Durch die 0% Zinspolitik der EZB zahlt Deutschland als Europas solventester Schuldner quasi keine Zinsen mehr. Die Einsparungen allein in 2014 lagen laut Bundesbank bei 42 Milliarden Euro. Auch deutsche Unternehmen können sich immer günstiger refinanzieren.
Das sichtbarste Resultat
Wie das sichtbarste Resultat aussieht, wurde heute veröffentlicht. Laut den Außenhandelszahlen vom Statistischen Bundesamt hat Deutschland noch nie so viel exportiert wie letztes Jahr. Ausfuhren von 1,13 Billionen Euro standen Einfuhren im Wert von 916,5 Milliarden Euro gegenüber. Damit ergibt sich ein Rekord-Außenhandelsüberschuss in 2014 von 217 Milliarden Euro.
Das Argument von EU und anderen europäischen Staatschefs, Deutschland würde mit seinem Außenhandelsüberschuss andere Länder kaputt machen, zählt nicht. Frankreich, Spanien und Italien profitieren vom schwachen Euro, von 0 % Zinsen und billigem Öl genauso wie Deutschland. Man kann sich also nicht darauf berufen, dass Deutschland irgendeinen speziellen Vorteil hätte. In diesen Ländern müssen schlicht und einfach Strukturreformen durchgeführt werden, sowie grundsätzlich Erleichterungen für Unternehmer in allen Bereichen. Wenn diese Länder im Export stärker werden, schrumpft der deutsche Außenhandelsüberschuss fast von selbst, und das Problem reguliert sich von allein. Niemand hält diese Länder davon ab mehr zu exportieren.
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