Heute hat die Bundesagentur für Arbeit die Arbeitsmarktdaten für Mai veröffentlicht.
In unserem “Nachruf” auf die frisierte Mai-Arbeitslosenquote von 6,3% bearbeiten...
Von Claudio Kummerfeld
Heute hat die Bundesagentur für Arbeit die Arbeitsmarktdaten für Mai veröffentlicht.
In unserem “Nachruf” auf die frisierte Mai-Arbeitslosenquote von 6,3% bearbeiten wir erneut den “Skandal 3.0″, die weggerechnete und umettiketierte Arbeitslosigkeit…
Der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit
Foto: Bundesagentur für Arbeit
Arbeitslosenquote Mai
Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Mai 2.762.000 Menschen arbeitslos (6,3%). Das sind 120.000 weniger als im Mai 2014. Während die offizielle Arbeitslosenquote zurückging, steigt die Gesamtanzahl der Hartz4-Empfänger im Vergleich zu Mai 2014 um 3.000 an auf 4.429.000. Die Bundesagentur für Arbeit weist in ihrem Bericht zurecht darauf hin, dass nicht jeder Hartz4-Empfänger arbeitslos ist. Der Anstieg zeigt aber, dass trotz Rekordbeschäftigung die Zahl der Menschen ansteigt, die von ihrer Arbeit nicht leben können (trotz Mindestlohn). Diese Personengruppe stockt dann mit Hartz4 ihr Minieinkommen auf, um sich überhaupt einen Mindeststandard leisten zu können.
Arbeitslosigkeit genannt “Unterbeschäftigung”
Wie wir schon mehrmals berichteten, versteckt die Arbeitsagentur viele Arbeitslose, die z.B. in Bastelkursen “geparkt” werden, für die Optik unter dem Sammelbegriff “Unterbeschäftigung” und nicht unter dem Punkt “Arbeitslos“. Eine Frechheit finden Sie? Wir auch! Wie in den Vormonaten auch haben wir die versteckten Arbeitslosen aus der Unterwelt des monatlichen Arbeitsmarktberichts befreit und sichtbar gemacht.
Grafik: Bundesagentur für Arbeit
Offiziell arbeitslos: 2.761.696
“Personen, die im weiteren Sinne arbeitslos sind”: 345.408
“Personen, die nahe am Arbeitslosenstatus sind”: 458.703
Insg. 3.565.807 Arbeitslose im Mai
Offizielle Arbeitslosenquote: 6,3%
Tatsächliche Arbeitslosenquote: 8,13%
Diese Gesamtzahl ist im Vergleich zum Vormonat wie die offizielle Zahl rückläufig (von 8,32 auf 8,13%). In unserem Artikel vom 7. Mai hatten wir uns der zusätzlichen Grauzone der Bundesagentur für Arbeit gewidmet, in der z.B. Studenten oder die Rubrik “Unbekannt” versteckt wird. Diese Grauzone nennt sich als Statistik “Erwerbsfähige Leistungsberechtigte” und wird nicht wie die Arbeitslosenstatistik monatlich aktualisiert. Da uns für Mai kein aktuelles Material vorliegt, müssen wir vorsichtig schätzen und addieren im Vergleich zum Vormonat eine Zahl von 550.000 Personen hinzu, die in irgendeiner Form “erwerbsfähig” sind, aber nicht als arbeitslos gezählt werden. Hier haben wir die von uns weiter oben im Artikel gezählten Personen bereits rausgerechnet; ebenso Menschen, die Familienangehörige pflegen, erwerbsunfähig sind etc.
3.565.807
+ 550.000
Insg. 4.115.807 Arbeitslose
9,38% Arbeitslosenquote
Da diese von der Bundesagentur für Arbeit herausgegebene Tabelle (“Erwerbsfähige Leistungsberechtigte”) derart schwammig dargestellt ist, kann man leider nur schätzen. Exakt darstellen kann man die tatsächliche Arbeitslosenquote von 8,13% statt 6,3% im Mai, real liegt sie wohl eher um die 9,38% herum.
Skandal bleibt Skandal
Je öfter man einen Skandal erwähnt und bespricht, desto mehr gewöhnt sich so mancher Leser daran und der Skandal verliert teilweise seinen Schrecken. Aber dennoch sind wir der Meinung man sollte es weiterhin einen Skandal nennen, wenn der Staat die tatsächliche Arbeitslosenquote derart kleinrechnet, damit sich die Masse der Menschen gut fühlen kann/soll. Wir meinen die Wahrheit ist immer allemal besser als eine Wohlfühlstatistik.
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Datenmaterial: Bundesagentur für Arbeit
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