Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche will Deutschlands Rohstoffabhängigkeit von China beenden. Dafür startet sie einen Rohstofffonds. Eine Milliarde Euro bis 2029. Lithium, Kupfer, Gold, Seltene Erden. Große Worte. Welche Wirkung?
Von Meinrad Müller
Bohrloch mit mit wenig Licht am Endes des Tunnel
Im Oberrheingraben, zwischen Karlsruhe, Offenburg und Freiburg, soll Lithium gefördert werden. Es klingt nach Aufbruch und nach Zukunft. Doch wer sich vor Ort umhört, bekommt Zweifel. Die Firma Vulcan Energy bohrt dort seit fünf Jahren. Ergebnis? Kein Gramm Lithium, kein Tropfen Gewinn. Nur Ankündigungen und Streit um Genehmigungen.
Und man darf nicht vergessen: In dieser Region ist der Boden empfindlich. Staufen im Breisgau lässt grüßen. Dort hebt sich seit 2007 der historische Ortskern, weil bei einer Geothermie-Bohrung Grundwasser austrat. Ganze Straßenzüge bekamen Risse in den Hausmauern. Ähnliche Vorfälle gab es in Kamen und Rudersberg. Wer also im Rheingraben wieder bohrt, spielt mit Kräften, die größer sind als jeder Fonds.
Teure Träume mit wenig Ertrag
Reiche will anfangs bis zu 150 Millionen Euro in das Lithiumprojekt stecken. Laut Fachleuten würde es weniger als ein Prozent des europäischen Bedarfs decken. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und das erst ab 2032, wenn überhaupt. Der Preis für Lithium ist längst eingebrochen, von 80.000 auf 12.000 Dollar pro Tonne. Das Geschäft lohnt sich nur, wenn alles gut geht. Doch die Erfahrung lehrt: In Deutschland geht selten alles glatt.
Kanada freut sich über deutsches Geld
Auch in Kanada will man mitmischen. Dort laufen die Minen längst. Kupfer, Gold, große Projekte. Deutschland steigt mit bis zu 150 Millionen Euro ein. Der Gesamtwert liegt bei über 500 Millionen. Die Kanadier nehmen das Geld dankend an. Für sie ist es ein Zuschuss ohne Risiko. Für uns ist es ein weiterer Beweis, dass deutsche Industriepolitik gern nach Übersee reist mit vollem Koffer.
Und in Australien? Ähnlich. Dort fördert man Seltene Erden. Auch dort soll Deutschland Geld beisteuern. Die Projekte sind fertig, die Gewinne laufen. Berlin darf mitspielen, aber nicht mitreden.
Privat kassiert, Staat garantiert
Reiche wirbt mit dem Satz: „Ein Euro vom Staat, neun Euro von Privaten.“ Klingt clever, ist aber Augenwischerei. Wenn etwas schiefläuft, zahlt jedoch der Staat zuerst. Wenn es Gewinne gibt, fließen sie an Fonds, Banken und Investoren. Das Risiko trägt der Bürger. Der Staat wird zum Unternehmer, der nicht rechnen kann.
Wer so handelt, verwechselt Wirtschaft mit Wunschdenken.
Recycling wäre ehrlicher
Deutschland recycelt weniger als ein Viertel seiner Metallabfälle. Alte Batterien, Kabel, Elektroschrott, darin steckt mehr Wert als in jedem Bohrloch. Doch Recycling bringt keine Schlagzeilen. Ein Fonds schon.
Reiche will Geschichte schreiben, doch das Buch wird teuer. Es ist ein Kapitel über Planwirtschaft im neuen Gewand.
Am Ende zahlt der Fleißige
Der staatlich Rohstofffonds ist kein Befreiungsschlag. Er ist ein Spiel mit dem Geld derer, die arbeiten und sparen. Die Regierung will Investor sein, doch sie bleibt Politiker. In Staufen reißt der Boden, in Berlin reißen die Geduldsfäden.
Vielleicht sollte man erst lernen, wie man mit Geld umgeht, bevor man es in die Erde steckt.
Meinrad Müllers Blog: www.info333.de/p



