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Banken: Die Ruhe vor dem Sturm

Kapitalerhöhungs-Katastrophe bei Unicredit. Europäische Banken brauchen dieses Jahr über 100 Milliarden. Besonders betroffen: die PIGS-Häuser. Investoren bei Kapitalerhöhungen zurückhaltend. Die Misere der Banken spiegelt die Geldsystemkrise. 2012 wird das Jahr der Entscheidung.


von Michael Mross

Die italienische Unicredit scheint mit dem Rücken an der Wand zu stehen. Trotz eines Abschlags von mehr als zwei Drittel zum Börsenkurs verläuft die Kapitalerhöhung nur schleppend. Investoren sind vorsichtig – denn den Banken droht dieses Jahr noch Ungemach. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass ausgerechnet die Allianz der Unicredit 150 Millionen spendiert – um ihren 2% Anteil an der Bank zu halten.

Die Kapitalerhöhung der größten italienischen Bank ist ein böses Omen. Andere Banken in Europa mit Kapitalbedarf dürften die großen Zugeständnisse abschrecken. Doch die Geldhäuser brauchen dringend frisches Geld.

Allein der Blitz-Stresstests der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) ergab: Um auf eine Kernkapitalquote von neun Prozent zu kommen, fehlen den 71 wichtigsten Großbanken insgesamt 114,7 Milliarden Euro. Diese offiziellen Zahlen haben aber kaum Aussagekraft. Experten des Internationalen Währungsfonds glauben, dass mindestens 200 Milliarden notwendig sind.


Besonders hoch ist der Kapitalbedarf, den die EBA für Banken in Griechenland, Spanien und Italien ausgerechnet hat. Griechische Institute brauchen  30 Milliarden, spanische gut 26 und italienische 15,4 Milliarden. Wahrscheinlich kann man dieses Zahlen getrost verdoppeln.


In Deutschland ist es die Commerzbank, die im Feuer steht: Der Kapitalbedarf von 5,3 Milliarden Euro soll bis Mitte des Jahres aus eigener Kraft gestemmt werden. Wie soll das möglich sein bei einem Aktienkurs von knapp über einem Euro?


Die Deutsche Bank hingegen dürfte die von der Aufsicht festgestellte Kapitallücke von 3,2 Milliarden Euro aus eigener Kraft schließen, insbesondere durch den Abbau von Risikoaktiva. Ob dies jedoch so einfach zu verwirklichen ist, steht auf einem anderen Blatt.


Ob die offiziellen Zahlen stimmen, wird das Jahr 2012 zeigen. Kritisch: Fast alle Geldhäuser der westlichen Welt haben die gleichen Probleme – mit und ohne Stresstest. Die Aktienkurse der Banken sprechen eine deutliche Sprache. Wie man auf diesem Niveau noch Kapitalerhöhungen stemmen kann, bleibt rätselhaft. Am Ende bleibt wohl nur die Verstaatlichung. Doch die Staaten besiegeln mit der Übernahme der maroden Banken und ihren Billionen-Schulden praktisch ihren eigenen Untergang.


Die Misere bei europäischen Banken spiegelt sich nicht zuletzt im Euro-Kurs. Die Gemeinschaftswährung notiert unter 1,30 – allerdings bedeutet dies nicht, dass es US-Instituten besser geht. Das zeigt beispielsweise der Kursverlauf der größten US-Bank: Bank of America.


Die Geldsystem-Krise spiegelt sich in der Verfassung der Banken. Sie sind die „Agenten“ des Systems. Ihr Untergang dürfte gleichzeitig auch ein Fanal für das globale Finanzsystem sein.


So schlussfolgert der europäische Think Tank GEAB: Der katastrophale Zustand des Weltfinanz- und Wirtschaftssystems wird im ersten Halbjahrs 2012 eine Dezimierung der Banken in den westlichen Staaten provozieren. Ihre Erträge brechen ein, ihre Bilanzen stecken voller Scheinwerte, ihre Geschäftspraktiken wollen die Staaten einer schärferen staatlichen Kontrolle unterwerfen, einigen Banken droht sogar die Verstaatlichung, und ihr Erscheinungsbild in den öffentlichen Meinungen ist auf dem Tiefpunkt. Das Schafott ist nunmehr errichtet und mindestens jede zehnte Bank in den westlichen Staaten wird in den nächsten Quartalen die Stufen zu ihm hinaufsteigen.

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