Wenn der Euro crasht, dann crasht auch das Weltfinanzsystem. Das wollen speziell die Amerikaner unbedingt verhindern. US-Präsident Obama möchte im November wiedergewählt werden. Daher tut man alles, damit es diesen Systemcrash noch nicht gibt. Dennoch gibt es für den Euro am Ende keine Rettung mehr.
Von Walter K. Eichelburg
Am 28. und 29.6.2012 konnten wir wieder einmal das regelmässige Schauspiel eines EU-Euro-Rettungsgipfels sehen. Mit dem üblichen mageren Ergebnis, nur gedacht zur kurzfristigen Marktberuhigung, wie die Politiker selbst sagen. Kommende Woche geht die übliche Euro-Malaise wieder weiter. Der Euro hängt in Wirklichkeit nur an den Marktstützungen durch die Zentralbanken und die Drückung des Goldpreises. Aber auch das funktioniert nicht ewig.
Die „Schicksalwahl“ am 17. Juni 2012 in Griechenland hat der Euro überlebt. Aber dann kam Spanien, dessen Banken hoffnungslos pleite sind. Wie heisst es so schön: „eine Währung, die man retten muss, ist keine Währung mehr“. Der Euro wurde schon so oft gerettet, immer wieder droht er zu sterben.
Hintergrund: wenn der Euro crasht, dann crasht auch das Weltfinanzsystem, das wollen speziell die Amerikaner unbedingt verhindern. US-Präsident Obama möchte im November wiedergewählt werden. Daher tut man alles, damit es diesen Systemcrash noch nicht gibt. Laut Jim Willie hat man alleine 2012 ca. 6000 Tonnen Gold auf den Markt geworfen, damit der Goldpreis nicht explodiert. Wenn kein Gold zum Verkauf mehr da ist, passiert es trotzdem. Das ist die wichtigere Front als der Euro selbst.
Deutschland gegen PIGS:
Laut Medienberichten gab es auf diesem EU-Gipfel einen brutalen Schlagabtausch zwischen den Euro-Südstaaten, besonders Spanien und Italien gegen Deutschland. Speziell der italienische Ministerpräsident Monti forderte mit allem Nachdruck die sofortige Einführung von Eurobonds, unterstützt von Rajoy aus Spanien und Hollande aus Frankreich. In Wirklichkeit kam nur der Beschluss einer europäischen Bankenaufsicht heraus, plus einige gesichtwahrende Details für die Südstaaten. Die deutsche Kernforderung, dass es Unterstützung nur bei massivem, internen Sparen gibt, wurde nicht aufgeweicht, auch nicht die EZB-Geldschleuse bedingungslos geöffnet. Von Eurobonds ist keine Rede mehr.
Dieser Artikel entspricht der Realität: „Analysten: Merkel ist die eigentliche Siegerin des EU-Gipfels“. So giftete dagegen Springers Welt: „Merkels Niederlage in einer historischen Nacht“, „Die Schleusen auf! Das bestürzende Gipfel-Ergebnis“. Die Kommentarfunktionen der Artikel wurden entgegen üblichen Gepflogenheiten auch offengelassen, sodass sich die deutschen Leser austoben können.
Ganz einfach: die PIGS haben verloren. Der EU-Gipfel ist als gescheitert zu betrachten. Mit einem Euro-Crash ist weiterhin jederzeit zu rechnen. Alle Märkte wissen jetzt, dass aus der Politik keine Unterstützung mehr kommen wird, da diese total zerstritten ist.
Die Euro-Ausstiege kommen:
Gab es bisher unter Sarkozy das Tandem Merkel/Sarkozy, auch Merkotzy genannt, das die schlimmen Staaten im Süden zum Sparen brachte, so ist das unter dem Linken Hollande, der sich an die Seite der Südstaaten geschlagen hat, vorbei. Deutschland und einige Nordstaaten werden daher bald aus dem Euro aussteigen, egal, welcher Druck auf Merkel ausgeübt wird. Spätestens dann, wenn der Euro nicht mehr künstlich gestützt werden kann. Also wahrscheinlich noch im Sommer 2012. Das Euro-Projekt wird daher bald enden – im totalen Streit.
Auch wenn Monti in Italien seine eindeutige Niederlage als Sieg darzustellen versucht, es hilft nichts, wer zahlt schafft an, und das ist noch Deutschland. In wenigen Tagen wird die Kapitalflucht aus Spanien und Italien weitergehen und auch Frankreich erfassen, wo Hollande gerade die Reichen vertreibt. Immer steigen die Nettozahler aus einer Währungsgemeinschaft aus, wenn es ihnen zu viel wird. Auch die neue italienische Lira soll schon gedruckt sein. Vermutlich wird niemand Bonds in dieser Währung haben wollen, Monti muss dann den Staatsbankrott anmelden.