Für zweijährige Anleihen wurden heute erstmals in der Geschichte Negativ-Zinsen gezahlt: Wer Deutschland Geld leiht, erhält weniger zurück. Die Zinsmärkte signalisieren damit einen Euro-Austritt Deutschlands - auch wenn er von der Politik derzeit nicht gewollt ist.
von Michael Mross
An den Finanzmärkten wird nach wie vor über einen Austritt Deutschlands aus der Eurozone spekuliert. Das bestätigen viele Insider-Gespräche, die ich in Frankfurt führte. Derzeit sieht es zwar politisch nicht danach aus, dass Deutschland austritt - dieser Exit könnte aber von den Finanzmärkten erzwungen werden, so ist aus Frankfurt zu hören.
In der Finanzwelt hat sich schon längst herumgesprochen, was die Politiker offenbar immer noch nicht begreifen wollen, zumindest nicht offiziell: Nur ein Austritt Deutschlands würde all die Probleme in der Eurozone mit einem Schlag lösen. Nur eine Abwertung des "Resteuros" bringt den betroffenen Ländern die notwendige Erleichterung und wieder Luft zum Atmen.
Ein Verbleib Deutschlands in der Eurozone lassen dagegen die Spannungen von Tag zu Tag eskalieren. Der Austritt wäre auch für Deutschland die beste Lösung. Zwar ist diese teuer, aber stemmbar. Denn die Wohlstandsgewinne durch eine aufgewertete Währung würden andere Probleme ausgeleichen.
Der Markt signalisiert derzeit ganz klar die Austritts-Variante: Erstmals in der Geschichte wurden für 2jährige deutsche Anleihen Negativzinsen gezahlt. Das bedeutet: Derjenige, der Berlin Geld leiht, bekommt auf jeden Fall weniger zurück. Eine solche Situation ist ein klares Zeichen dafür, dass die Marktteilnehmer auf einen Austritt spekulieren: Denn in diesem Fall würden die Anleihen noch mal 10-20% aufwerten, ganz abgesehen von den möglichen Währungsgewinnen.
Auch der Bundfuture, das Zinsbarometer für die 10jährigen Anleihen, ist nach dem Gipfel-Schock von letzter Woche wieder auf 3-Wochen-Hoch. Alles in allem gilt: Fallen die Zinsen für Deutschland weiter, ist dies ein klares Indiz der Märkte für ein Austritts-Szenario.
Auch die Bankenkurse zeigen an, dass es in diese Richtung geht, denn die Banken wären die größten Verlierer bei der Austrittsvariante. So stürzte die Commerzbank unter die Marke von 1,30 und auch die Deutsche Bank musste in den letzten Tagen Abschläge hinnehmen. Bei einem Exit müssten die Banken nämlich verstaatlicht werden, weil sie sonst unter der Last der abzuwertenden PIGS-Schulden zerbrechen würden.