Ölpreis explodiert wegen Kriegsgefahr in Iran. Nachdem der Griechenland-Tragödie durch den von der Troika beschlossenen 130 Mrd €-Kredit und dem von den Banken in die Tat umzusetzenden Schuldenschnitt um 53% die Schärfe genommen wurde, rücken nun die Ereignisse im arabischen Raum in den Vordergrund.
von Andreas Männicke
Wird es in diesem (Früh)Jahr einen Iran-Krieg geben und welche Auswirkungen wird dies auf die Weltbörsen haben? Schreiben Sie mir Ihre Meinung dazu! Während die Weltbörsen mit erstaunlicher Unbekümmertheit und Nonchalance die Gefahr eines Iran-Krieges verdrängen bzw. ignorieren, stieg der Ölpreis insbesondere in der letzten Woche stark an auf ein neues Jahres-Hoch (Brentöl auf 125,50, WTI-Öl auf 109,71 USD/Barrel), was ein erstes Warnsignal ist. Die Situation im Iran und damit zusammenhängend auch in Syrien bleibt unübersichtlich, komplex und wenig kalkulierbar, auch für die Anleger.
Klar ist nur eins: kommt es zu einem Iran-Krieg, würde der Ölpreis weiter explodieren und dies könnte der Weltwirtschaft einen schweren Dämpfer zufügen. Da die Refinanzierung von Anleihen auch von den Wachstumserwartungen abhängen, könnte ein Iran-Krieg auch für das fragile weltweite Finanzsystem – wieder einmal - zur Unzeit kommen. Solange dies aber nicht in dem Bewusstsein der Anleger ist, können die Aktienkurse weiter entlang der „Mauer der Angst“ steigen.
Am nächsten Sonntag (4. März) wird wohl Putin trotz der anhaltenden Demonstrationen gegen ihn mit großer Mehrheit als neuer Präsident für 6 Jahre gewählt werden. Putin hat schon angekündigt, dass er den Rüstungsetat stark erhöhen wird. Die Offiziersgehälter sollen sich sogar verdoppeln. Auch der geplante NATO-Raketenabwehrschirm auf europäischen Boden wird noch für Spannungen sorgen.
Die Moskauer Börse zeigte sich zunächst aber hocherfreut über die stark gestiegenen Ölpreise. Der RTS-Index stieg am Freitag um 4,88% auf das neue JahresHoch von 1722 Indexpunkten. Mit einem Plus von über 20% bleibt der russische Aktienmarkt einer der Top-Performer der Weltbörsen, wobei sogar der DAX outperformt werden konnte. Gefragt waren – wie sollte es auch anders ein? - vor allem Öl/Gasaktien, aber auch andere Rohstoffaktien. Aber auch Finanztitel konnten im Kurs kräftig zulegen. Die Sberbank ist nach Apple in den letzten 10 Jahren die am besten performende Aktie der Welt unter den großen Blue Chips: wer vor 10 Jahren 100 USD in die Sberbank investiert hat, hat jetzt schon über 3700 USD, was zeigt, dass Sie trotz hoher Volatilität auch langfristig in Russland outperformen konnten! Dies wird auch in Zukunft der Fall sein.
Trotz des starken Kursanstiegs sind russische Aktien aber noch unterbewertet und haben noch Potential. Sie wären sogar die relativen Profiteure einer Eskalation des Iran-Konfliktes, da der hohe Ölpreis zu hohen Exportüberschüssen und hohen windfall profits für die Ölunternehmen durch die hohen Öleinnahmen führen würde.
Da aber auch der Dollar zuletzt auf 1,34 zum Euro fiel, stiegen zum fast alle Rohstoffe zum Wochenende stark an, was wiederum auch den russischen Rohstoffkonzernen wie Norilsk Nickel zu einem Kurssprung von 6% auf USD-Basis verhalf. Die Sberbank konnte im Kurs seit Jahresbeginn sogar um 35% zulegen.
Fazit: Die Weltbörsen bleiben ein Pokerspiel. Nachdem der Griechenland-Tragödie durch den von der Troika beschlossenen 130 Mrd €-Kredit und dem von den Banken in die Tat umzusetzenden Schuldenschnitt um 53% die Schärfe genommen wurde, rücken nun die Ereignisse im arabischen Raum in den Vordergrund, wobei hier die Weltbörsen noch mit erstaunlicher Nonchalance auf das Säbelgerassel beim Iran-Konflikt reagieren. Ob es allerdings bei dem Schuldenschnitt von 53% bleibt und was für Auswirkungen dies beispielsweise auf die Commerzbank hat, ist noch offen. Deutschlands zweitgrößte Bank hat über die Eurohypo die meisten Problemanleihen.
Solange es beim bloßen Säbelgerassel im Iran-Konflikt bleibt und es nicht effektiv zu einem Iran-Krieg kommt, bleiben russische Aktien erste Wahl, da Sie wie kein anderes Land von den hohen Ölpreisen und zuletzt auch wieder gestiegenen Rohstoffpreisen profitieren. Es darf also noch eine Weile auf „long“(steigende Aktienkurse) gepokert werden, bis der Markt kippt. Der schwache Dollar unterstützt den Kursanstieg bei den Rohstoff- und Aktienmärkten. Der Haussetrend seit Jahresbeginn bleibt (noch) intakt.