Was Washington gerade veröffentlicht hat, ist ein politischer Erdbebenbericht. Ein Dokument, das in Deutschland so gefährlich wäre wie ein offener Stromdraht in der Badewanne.
Von Meinrad Müller
Die Regierung der USA schreibt schwarz auf weiß, dass Europa wankt. Dass der Kontinent, unser Kontinent, mitten im Sturm steht und kaum einer den Horizont sieht. Der wirtschaftliche Niedergang ist nur der Anfang, schreiben sie: Europas Anteil am globalen BIP ist von 25 Prozent 1990 auf 14 Prozent heute geschrumpft, durch Regulierungen, die Kreativität und Fleiß ersticken. Aber das ist nichts gegen die wahre Bedrohung.
Die zivilisatorische Auslöschung
In den ersten Zeilen liest sich das amerikanische Papier wie die Diagnose eines Arztes, der nicht mehr lügt. Europa habe seine Kraft verloren. Zu viele Lasten, zu viele Konflikte, zu viele Entscheidungen, die keiner mehr versteht. Die EU untergräbt die politische Freiheit und Souveränität, die Migrationspolitik verändert den Kontinent und schafft Zwietracht, Zensur unterdrückt freie Meinungsäußerung, Geburtenraten kollabieren, nationale Identitäten und Selbstvertrauen gehen verloren. Bei uns würde man für so einen Satz drei Ethikkommissionen einrichten. In Amerika reicht ein Punkt am Satzende. Eine große Mehrheit will Frieden, doch die Politik folgt nicht, weil diese Regierungen demokratische Prozesse sabotieren.
Europa werde nicht wiederzuerkennen sein
Dann kommt dieser knallharte Satz, der wie Donner wirkt. Das schreibt eine Regierung, die Atommacht ist. Eine Regierung, die seit Jahrzehnten unser Schutzschild war. In 20 Jahren oder weniger, heißt es weiter, könnte der Kontinent kippen. Wie ein Schiff, das zu lange Schlagseite hat. Man liest das und spürt, wie der Puls steigt. Sollten die aktuellen Trends anhalten, wird der Kontinent in 20 Jahren oder weniger unkenntlich sein. Langfristig ist es mehr als plausibel, dass einige NATO-Mitgliedstaaten innerhalb weniger Jahrzehnte mehrheitlich nicht-europäisch geprägt sein werden. Das mangelnde Selbstvertrauen Europas zeigt sich am deutlichsten im Verhältnis zu Russland: Nach fast allen Maßstäben sind wir den Russen überlegen, außer bei Atomwaffen, und doch fühlen wir uns vom Kreml existenziell bedroht.
Deutsche Politiker fielen in Ohnmacht
Einige Nato-Länder würden „mehrheitlich nicht-europäisch geprägt“ sein. Das ist kein Gerücht. Kein Kommentar eines Journalisten. Das ist Regierungsposition. So trocken formuliert, dass es fast noch härter wirkt. Doch damit endet der Amerikaner nicht. Der letzte Absatz trifft wie ein kalter Stahlhammer. Es sei unklar, ob manche EU-Länder überhaupt stark genug bleiben, um verlässliche Verbündete zu bleiben. Das ist eine Warnung. Eine, die man nicht mehr weglächeln kann. Wenn Washington an unserer Stabilität zweifelt, ist das keine Randnotiz. Das ist ein Alarmsignal.
Trumps Plan: Widerstand gegen die EU unterstützen
Selbst BILD schreibt, dass Trump mit dieser Strategie den Widerstand in Europa stärken will. Nicht gegen Amerika, sondern gegen Europas eigenen Kurs. Weil die USA sehen, wie dieser Kontinent sich selbst schwächt. Und weil man auf der anderen Seite des Atlantiks keine Lust hat, für ein Europa einzustehen, das sich selbst aufgibt. Die Trump-Regierung will den Widerstand gegen Europas derzeitige Entwicklung innerhalb europäischer Staaten fördern – wie genau, bleibt offen, aber sie pflegen schon Beziehungen zu EU-Kritikern wie Viktor Orbán oder der AfD. Märkte sollen für US-Waren und -Dienstleistungen geöffnet werden, US-Unternehmen fair behandelt. Gesunde Nationen in Mittel-, Ost- und Südeuropa sollen aufgebaut werden, durch Handel, Waffengeschäfte, politische Kooperation und kulturelle Austausche.
Der Weckruf über dem Atlantik
Und während dort Klartext gesprochen wird, suchen wir hier noch nach Formulierungen, die niemand verletzen. Wir reden über Gender und Gefühle, während der Sturm an die Fenster peitscht. Die USA wollen Europa helfen, seinen Kurs zu korrigieren: Wir brauchen ein starkes Europa, um zu konkurrieren und zu verhindern, dass ein Gegner den Kontinent dominiert.
Amerika ist emotional an Europa gebunden – am Handel, an der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bedeutung, an den kulturellen Institutionen. Aber wir können es uns nicht leisten, Europa abzuschreiben; das wäre selbstzerstörerisch. Die Diplomatie soll für echte Demokratie, freie Meinungsäußerung und unerschrockene Feier der individuellen Charaktere europäischer Nationen eintreten. Der wachsende Einfluss patriotischer Parteien gibt Grund zum Optimismus.
Heiliger Sankt Donald, hilf. Nicht als Retter. Sondern weil wir jemanden brauchen, der den Feueralarm drückt, bevor das ganze Haus abbrennt.
Die Quelle des Bebens:
https://www.whitehouse.gov/
Meinrad Müllers Blog: www.info333.de/p



