Was in dieser alternativen Ansprache passiert, ist kein rhetorisches Florettspiel. Es ist ein präziser Spiegel, den die herrschende Politik vorgehalten bekommt – und zwar mit einer Konsequenz, die selbst eingefleischte Zyniker ins Grübeln bringen könnte. Nicht lamentiert wird über Krisen, sondern nüchtern konstatiert: Wir haben neue Rekorde. Und sie laufen ausschließlich zulasten der Bürger.
Rekordsteuern, Rekordschulden, Rekordabgaben – sie werden hier nicht als Ende der Fahnenstange verkauft, sondern als Triumph der politischen Selbstbeweihräucherung. Die klassische Erzählung lautet: Alles, was wir tun, ist alternativlos. Alles, was wir fordern, ist notwendig. Aber in dieser Rede fällt dieser Mantel der Selbstgerechtigkeit. Er wird zur Folie, hinter der die nackte Wirkung sichtbar wird: Ein Staat, der immer mehr fordert, aber immer weniger liefert.
Und es sind nicht nur Zahlen, die hier zur Sprache kommen. Es ist die Logik der politischen Rhetorik selbst. Klimaabgabe statt Steuer – weil ein freundlicherer Begriff die Härte der Belastung verdeckt. Milliarden für dies, Milliarden für das – so oft wiederholt, dass man fast vergisst, dass jeder einzelne Euro von den Menschen erarbeitet wurde, die hier leben, konsumieren, produzieren, besteuert werden und dabei immer weniger Luft zum Atmen haben.
Der unumwundene Kern dieser Ansprache lautet: Wir applaudieren Rekorden, die eigentlich Alarmsignale sind. Und wir tun das mit einer Selbstzufriedenheit, die an Tragikomik grenzt. Es ist, als würde man jubeln über die Zahl der Reifenpannen auf einer Straße, die längst hätte erneuert werden müssen. Ein Jubel, der nichts feiert als das bloße Fortbestehen von Versäumnissen.
Und so verschiebt sich mit dieser Rede die Perspektive nicht nur um ein paar Grad. Sie kehrt die Perspektive um: Was bisher als notwendiges Opfer verkauft wurde, erscheint nun als kalkulierte Forderung ohne echten Nutzen. Nicht die Bürger stehen im Zentrum, sondern die glänzende Fassade der politischen Inszenierung.
Das ist keine laute Anklage. Es ist eine leise, präzise Provokation. Sie wirkt nicht durch Pathos, sondern durch Klarheit. Sie nimmt die Worte der politischen Klasse wörtlich und zeigt, was sie bedeuten, wenn man sie nicht schönredet. In ihrer ungeschönten Konsequenz.
Die Botschaft ist einfach und unangenehm zugleich: Rekordzahlen sind nicht per se ein Grund zum Feiern, wenn sie bedeuten, dass die Last der Gesellschaft auf immer weniger Schultern ruht.
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